Übersetzung der Wortkombination KUN-TAI-KO

Während seines Peking-Aufenthaltes bat Shihan Alfred Kleinschwärzer einen Experten der chinesischen Kampfkünste, den in Peking lebenden Mexikaner Antonio Flores, für ihn Nachforschungen bezüglich des Wortes KUN-TAI-KO anzustellen. Diese Wortkombination bedeutet nach Aussage des Meisters Norbert Punzet, der diese wiederum vom Gründer dieser Stilrichtung Lucien Victor Ott erfuhr, "Mächtiger Kleiner Körper".

 

Mit diesem Hinweis machte sich Meister Flores auf, um die tiefere Bedeutung zu ergründen und den Ursprung zu erforschen. Antonio Flores ist Lehrer an der internationalen Schule in Peking und graduiert als bisher einziger ausländischer Wushu-Lehrer durch die "Chinese Physical Education University". Er studiert seit 20 Jahren das Buch der Wandlungen (Originaltitel: "I Ging" bzw. "Yi Jing"). Um dieses Buch zu verstehen, muß man in der Lage sein, die Bedeutungen der asiatischen Philosphie zwischen den Zeilen lesen und verstehen zu können. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die sich diesem schwierigen Buch ähnlich intensiv gewidmet haben. Das Buch stammt noch aus der Zhou Dynastie und beschreibt die Abläufe des Universums und des menschlichen Lebens basierend auf der Wechselwirkung des Yin-und-Yang-Prinzips.

Aus diesen Nachforschungen ergab sich folgende Bedeutung der Wortkombination KUN-TAI-KO:

 

Das chinesische Schriftzeichen "KUN" ist Yin gleichzusetzen, dem Schwachen und Weichen und erscheint als zweites Hexagram des Yi Jing.

 

Taiko ist eine phonetische Variante eines südchinesischen Dialektes und wird in Pinjin "DAGUO" geschrieben. Ein Begriff, den Richard Wilhem benutzte (Übersetzer des Buches der Wandlungen) und der wie folgt beschrieben werden kann:

 

Das Wort GUO hat sehr viele Bedeutungen und ist nicht mit einem einzigen deutschen Wort zu erfassen. In o.g. Zusammenhang bedeutet es soviel wie:

 

über ein Ziel hinausschießen

mehr als nötig

daran vorbeigegangen

überschritten oder übertrieben

 

Von diesen Bedeutungen ausgehend läßt sich ableiten, daß es sich um eine Art Grenzüberschreitung handelt. Letztendlich hat es die Bedeutung, jegliches zu überschreiten/übertreffen. Dieses Hexagram handelt von Übergangsmomenten außergewöhnlicher oder außerordentlicher Zustände. (I Ching. Übersetzt von Richard Wilhem u. Ed Arkana, England, 3. Ausgabe, Seite 704.)

 

DAGUO, das 28. Hexagram im Book Of Changes erklärt das Überwiegen/Übertreffen von etwas Größerem. Es sagt aus, daß die große Wichtigkeit einer Situation durch etwas noch Größeres übertroffen werden kann.

 

"Der Dachbalken eines Hauses auf dem das gesamte Dach liegt, wird immer zu dem Punkt durchsacken, der am schwächsten ist, denn die Tragekraft ist für die daraufliegende Last nicht ausreichend. Daher ist es notwendig, einen vorübergehenden Zustand herzustellen, um dem Ganzen entgegenzuwirken. Das bedeutet, man muß in Aktion treten bzw. schnell und kraftvoll handeln". (Op. Zitat Seite 111)

In diesem Beispiel besteht das Schwache gegen eine aussichtslose Situation und verursacht dadurch eine Änderung, in dem es das Starke aus dem Gleichgewicht bringt. Mit anderen Worten ist auch ein schwacher Mensch in der Lage, durch den Einsatz von Energie oder Technik, eine schwierige Situation erfolgreich meistern zu können. Das Schwache wird kräftig!

 

Kun-Tai-Ko"

(Zur Verfügung gestellt von A. Kleinschwärzer)